Wie fischertechniker Ideen und Begeisterung teilen.

Technikbegeisterung macht einsam. Meinen die, die mit einer Mischung aus Faszination und Irritation beobachten, wie sich fischertechniker in eine Modellentwicklung vertiefen. Und darüber nicht nur jedes Zeitgefühl, sondern auch den Bezug zu ihrer Umwelt zu verlieren scheinen.

Vielleicht war das tatsächlich einmal so. Zumindest in meiner Jugend, als technische Errungenschaften zwar gerne genutzt wurden, aber die begeisterte Beschäftigung damit verpönt war. Aber diese Zeiten liegen lange zurück – und sind zum Glück vorbei. Wie stark Technikbegeisterung Menschen verbinden kann, zeigt eine kleine Geschichte. Sie begann Anfang des Jahres, genauer am 09.01.2020 um 16:48 MEZ, mit einem Posting von Werner im Forum der ft:community. Ein liebevoll gestaltetes Video von „Dr. Dabert Konstruktorius“, online gestellt am 26.10.2018, hatte ihn angefixt – und er wollte die dort gezeigte fischertechnik-Achterbahn für seine Enkel nachbauen.

Das war leichter geplant als umgesetzt – denn die lose Konstruktion der Wagen auf Schienen aus Winkelträgern erwies sich als ingenieurmäßige Herausforderung. Und so war sein Posting ein kleiner „Hilferuf“ an die Community.

Nicht geahnt hatte Werner, was er damit auslöste: Immer mehr fischertechniker stürzten sich auf die von ihm aufgeworfenen Fragen und versuchten, Werners Nachbau mit konstruktiven Vorschlägen zu unterstützen. Richard, Stephan, Karl, Robin, Stefan, Wilhelm und Paul ließen sich infizieren und starteten ebenfalls mit Nachbauten. Posting um Posting löste Werner Schritt für Schritt eine Problemstellung nach der anderen. Dabei wurde die Originalbahn, von der lediglich das Video bekannt war, auf jedes konstruktive Detail hin analysiert – und auch hier und da optimiert: Richard bemühte am 23.01.2020 seinen 3D-Drucker, um den Sitzkomfort der Passagiere zu maximieren (vergaß allerdings die Gurte, mit fatalen Folgen für die Testfahrer). Und am 29.01.2020 schlugen Wilhelm und Paul einen raffinierten Kettenaufzug vor und filmten ihn.

Da trennten Werner schon nur noch zwei Wochen von der Fertigstellung seines Achterbahn-Nachbaus –  am 13.02.2020 filmte er die zur Begeisterung seiner Enkel vollendete Konstruktion.

Weitere drei Wochen später meldeten am 08.03.2020 auch Wilhelm und Paul „Vollzug“ – auch ihr Nachbau war gelungen, mit weiteren interessanten technischen Details (darunter ein Sicherungsbügel für die Passagiere)

Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende – vier Wochen danach, am 04.04.2020, war auch Stefans Achterbahn so weit und wurde der inzwischen erheblich angewachsenen Fangemeinde von Werners Thread im ft:community-Forum (über 17.000 Zugriffe) per Video präsentiert.

Vermutlich (und hoffentlich) ist die Geschichte auch hier noch nicht zu Ende. Denn einige der gezeigten Konstruktionen dürften auf der nächsten fischertechnik-Convention zu bewundern sein. Und vielleicht erblicken in den kommenden Wochen weitere Modelle heimlicher Achterbahnbauer das Licht der Welt – und geraten über ein Video in den Blick der Öffentlichkeit. Denn nicht nur Viren können ansteckend sein – sondern auch Begeisterung. Ohne jegliche negativen Folgen.

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